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26. April 2024 / Keynote: Europäische Nachhaltigkeitspolitik aus Sicht der USA

– International Cotton Conference Bremen 2024 –

Nicolas Rubio ist landwirtschaftlicher Berater beim Auslandsdienst des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) mit Sitz in der US-Botschaft in Berlin. Zu Beginn seiner Keynote bei der Bremer Baumwolltagung im März 2024 machte Rubio deutlich, dass Forschung, Innovation und Regulierung Themen von Bedeutung für das USDA und die Baumwollfarmer sind.

Ziel des USDA sei es, ein flexibles und angemessenes Regelungsumfeld zu schaffen, das es den Landwirten ermöglicht, ihre Produktivitätsziele zu erreichen. Die Vereinigten Staaten würden sich dabei auf anpassungsfähige klimaverträgliche Agrarsysteme konzentrieren. Anreize sollen eine Anpassung an spezifische Bedingungen fördern. Rubio stellte fest, dass eine zunehmende Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft in beiderseitigem Interesse sowohl der Vereinigten Staaten als auch der Europäischen Union (EU) sei, doch dass sich die Herangehensweise unterscheide. Die USA setzen vorzugsweise auf marktorientierte und handelsfördernde Maßnahmen im Rahmen eines regelbasierten multilateralen Handelssystems. Rubio betonte, dass Regierungen alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nutzen sollten, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Dabei sollte die Praktikabilität im Vordergrund stehen.

Ein zunehmend kritisches Thema sei der Einsatz neuer Genomtechnologien (NGT). Die Vereinigten Staaten setzten Biotechnologie seit mehr als 25 Jahren ein. Das USDA begrüßt, dass die EU eine Zulassung der NGT-Gesetzgebung in Erwägung zieht, um den Landwirten die Nutzung dieser Instrumente zu ermöglichen. Das europäische Lieferkettengesetz würde die Vereinigten Staaten jedoch beunruhigen. Dabei würden die USA die Ziele der Gesetzgebung unterstützen, aber Bedenken hinsichtlich der Umsetzung haben.

Die USA haben insbesondere Bedenken wegen der Textil- und Bekleidungspolitik der EU und insbesondere der Vorschriften zur Kennzeichnung nachhaltiger Produkte sowie der Entwicklung der entsprechenden Definitionen. Rubio stellte die Frage in den Raum, wie Baumwolle zukünftig gekennzeichnet würde, angesichts der Tatsache, dass sie eine erneuerbare, biologisch abbaubare und kreislauffähige Faser ist. Er berichtete, dass die USA 2,8 Milliarden USD für 70 Projekte zu klimaverträglichen Rohstoffen ausgäben. Dies schließt einen Zuschuss in Höhe von 90 Millionen USD für das US Cotton Trust Protocol (USCTP) ein. Das USCTP würde die USA zu einem Vorreiter bei der Eindämmung der Auswirkungen des Klimawandels machen. Ab 2024 würde rund ein Viertel der Baumwollanbaufläche der Vereinigten Staaten unter das USCTP fallen und deutlich geringere Bodenverluste sowie höhere Erträge verzeichnen.

Nicolas Rubio betonte, dass freiwillige, marktorientierte Ansätze zur Förderung pragmatischer Lösungen zugunsten einer nachhaltigen Landwirtschaft gegenüber regulatorischer Herangehensweise zu bevorzugen sei.

In Antwort auf eine Frage zur Positionierung der Baumwolle gegenüber synthetischen Erzeugnissen empfahl Rubio der Baumwollindustrie, die Nachhaltigkeit der Baumwolle in der EU besser zu kommunizieren. Forschung sei verfügbar, aber es könnte mehr in der Kommunikation getan werden.

Laut Rubio sei eine flexible Politik erforderlich, um die Nachhaltigkeitsziele auf pragmatischem Wege zu erreichen. Die Politik beträfe die ganze Welt, nicht nur die USA und die EU. Er versicherte, dass die US-Politik die Anliegen aller Länder widerspiegele. Er wies darauf hin, dass einige Umweltvorschriften, die eine Zertifizierung und Rückverfolgbarkeit vorschreiben, kleine Landwirte ausschließen würden und forderte eine flexible Gestaltung der Vorschriften.

Link zur Präsentation von Nicolas Rubio : Sustainability – The U.S. Perspective

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