Nach einer ersten Umfrage im Jahr 2016/17 wurde 2020/21 ein zweiter weltweiter „Bremen Survey“ zu Qualitätsanforderungen an Baumwolle durchgeführt. Das Faserinstitut Bremen e. V. und die Bremer Baumwollbörse, unterstützt von der ITA Academy, Aachen, organisierten die Umfrage mit dem Fokus auf die baumwollverarbeitende Industrie. Ergänzt wurde sie von einer weiteren Erhebung der Bremer Baumwollbörse, die sich an Einzelhändler und Hersteller von Bekleidungsmarken richtete. Das Ziel dieses „Retail Survey“ war es, einen Eindruck zu gewinnen, wie die Textilindustrie und der Handel beispielsweise Faserauswahl, Transparenz der Lieferkette oder Nachhaltigkeit bewerten und wo entsprechende Prioritäten liegen.
Bremen Survey zu Qualitätsanforderungen an Baumwolle in der Textilindustrie
Die Umfrage zu den Qualitätsanforderungen an Baumwolle erhielt 249 qualifizierte Antworten aus mehr als 37 Ländern. Damit lag die Zahl der Teilnehmer deutlich über den 179 Antworten aus dem Jahr 2016/17. Die Mehrheit der Befragten (72 Prozent) gehört Unternehmen aus der Spinnerei oder der Spinnereimaschinenindustrie an. Aber auch Firmen aus anderen Stufen der Baumwollwertschöpfungskette beteiligten sich. Nahezu alle Teilnehmer verarbeiten Baumwolle.
Festigkeit am meisten gewünscht, Kurzfasergehalt meist genannter Mangel
Festigkeit, der Anteil von Nissen, Dick-/Dünnstellen und Gleichmäßigkeit waren die mit Abstand am häufigsten genannten maßgeblichen Garnqualitäten, gefolgt von Dehnbarkeit, Haarigkeit und Färbbarkeit. Geeignete Fasern müssen zu diesen Garneigenschaften beitragen können. Zu den bedeutendsten Fehlern oder Mängeln bei Baumwollfasern, die die Garnqualität beeinflussen, zählten Kurzfasergehalt, Festigkeit/Zähigkeit und Micronaire. Dabei ist auffallend, dass der Kurzfasergehalt sogar häufiger als Mangel bewertet wird als die Stapellänge. Polyester- und Cellulosefasern gelten als die wichtigsten direkten Konkurrenten der Baumwolle. 2020/21 gewannen die Cellulosefasern deutlich an Bedeutung und überholten sogar Polyester, welches bei dieser Befragung deutlich verlor.
Nachhaltigkeit, das Vertrauen der Endkunden und marketingbezogene Aspekte wurden als Hauptgründe für die Verwendung von Baumwolle aus Identity Cotton Programmen genannt. Ein möglicher Preisaufschlag war weniger wichtig.
Bremen Retail Survey zu Qualität und Nachhaltigkeit
Die Bremer Umfrage unter Einzelhändlern und Marken erhielt 31 Antworten von 24 Unternehmen. Davon waren 81 Prozent deutsch und 77 Prozent haben mehr als 1000 Mitarbeiter; 39 Prozent waren Marken, 42 Prozent gehörten zum Handel. Zu den Umfrageteilnehmern zählen bekannte Marken wie Otto, Seidensticker, Bonprix, Witt Weiden, Tom Tailor und Tchibo. Alle Ergebnisse sind im Kontext einer starken Tendenz zu Nachhaltigkeit im deutschen Markt zu interpretieren.
Mit 56 Prozent hat Baumwolle den größten Anteil am Fasereinsatz der teilnehmenden Unternehmen. Die wichtigste Eigenschaft von Baumwolle für Händler und Marken ist, dass es sich um eine Naturfaser handelt – diese Aussage erhielt 100 Prozent Zustimmung. Es folgten Pflegeleichtigkeit, Atmungsaktivität und biologische Abbaubarkeit.
79 Prozent antworteten, dass ihrer Meinung nach Viskose in Zukunft direkter Konkurrent der Baumwolle sein wird, übereinstimmend mit den Ergebnissen aus der Sicht der Textilindustrie im Cotton Quality Survey. 97 Prozent der Teilnehmer verwenden Baumwollstoffe aus Identity Cotton Programmen – meist GOTS/organic und BCI – aus Gründen der Nachhaltigkeit (100 Prozent) oder wegen des Vertrauens/der Nachfrage der Konsumenten (68 Prozent), aber auch für Marketing und Image (65 Prozent). Die Mehrheit der Teilnehmer glaubt, dass während der Pandemie Baumwolle im Allgemeinen sowie Baumwolle aus Cotton Identity Programs an Bedeutung gewonnen hat. Dies deckt sich mit der Ansicht, dass die Kunden bewusster kaufen (83 Prozent Zustimmung) und Nachhaltigkeit wichtiger geworden ist (93 Prozent Zustimmung).
Den Report sowie die Präsentation der beiden Umfragen während der 35. Internationalen Baumwolltagung finden Sie hier: Bremen Surveys