Die Bremer Baumwollbörse arbeitet gemeinsam mit dem Bremerhavener Biotechnologie-Unternehmen Impetus Bioscience an einem Projekt, bei der die Blockchain-Technologie eine wesentliche Rolle für die Dokumentation und den Transfer von Daten übernimmt. Hierbei geht es um Produktinformationen, die im Rahmen einer DNA-Analyse von gehandelter Biobaumwolle erhoben werden. Die Proben von Lieferungen werden auf Basis von wissenschaftlichen Prüfmethoden auf ihre Echtheit getestet. Relevanz gewinnt das Thema vor allem dann, wenn es um Schlichtungsverfahren geht, bei denen eine Vertragspartei Zweifel an einer Lieferung erhebt.
Das Projekt trägt den Arbeitstitel ‚Blockchain für die GVO-Schlichtung bei Biobaumwolle‘. Es wird durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. Ziel ist es zum einen, ein auf den Zweck zugeschnittenes Blockchain-Konzept zu entwickeln. Zum anderen sollen analytische DNA-Prüfmethoden für den Rohstoff Baumwolle erweitert werden. Diese können dann zur Definition eines privatwirtschaftlichen Schlichtungsstandards Verwendung finden. Hier kommt die Bremer Baumwollbörse ins Spiel. Als international anerkanntes Schiedsgericht kann sie im Konfliktfall bei Schlichtungsverfahren selbst bei weltweit gehandelter oder in Produkten verarbeiteter Biobaumwolle tätig werden und auf Basis faktischer Informationen entscheiden.
Bekanntlich schließt ökologisch zertifizierte Baumwolle den Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut bzw. Pflanzen aus. Im Produktionsprozess ist aber aus unterschiedlichen Gründen die Gefahr groß, dass es zu Kontaminationen mit genveränderten Organismen bzw. GVO-Baumwolle kommt, was unweigerlich zum Streitfall führt. Da die DNA von GVO-Baumwolle bekannt ist, kann sie bei Prüfungen entdeckt werden.
Vor diesem Hintergrund ist für die Bremer Baumwollbörse und das Unternehmen Impetus Bioscience eine Implementierung von zuverlässigen Kontrollmechanismen mit der Festlegung von belastbaren Toleranzen notwendig. Dabei geht es um die Praktikabilität der Überprüfung von Stichproben innerhalb der gesamten Lieferkette. Gleichzeitig soll Datensicherheit geboten werden.
Seminar „Blockchain – Wieso? Weshalb? Warum?“
Im Rahmen des Projektes veranstaltete die Bremer Baumwollbörse am 22. Oktober für Projektmitarbeiter sowie interessierte Fachbesucher aus Baumwollhandel, Dienstleistung und Kommunen ein Seminar mit dem Titel „Blockchain – Wieso? Weshalb? Warum?“, bei dem es darum ging, in die Blockchain-Technologie und ihren Einsatz innerhalb von Liefer- und Beschaffungsketten einzuführen. Zudem sollten Ideen und Wege für die Implementierung in Unternehmensprozesse aufgezeigt werden.
Dazu hatten die Veranstalter mit Leonard Pust, dem Gründer von BitMoin, und Jan Christoph Ebersbach vom Hamburger Unternehmen Chainstep kompetente Spezialisten eingeladen. Leonard Pust erläuterte die Basics und Funktionsweisen einer Blockchain, bestehend aus fälschungs- und löschungssicheren Ketten von Datensätzen, die nicht nur, wie ursprünglich der Fall, bei der digitalen Währung Bitcoin für monetäre Transaktionen interessant sind, sondern auch für den Austausch virtueller Güter aller Art. Neben der Fälschungssicherheit sei es im Produktionsprozess mit Hilfe der Technik möglich, die Identität eines Produktes auch im Prozess der Weiterverarbeitung innerhalb weniger Sekunden nachzuverfolgen. Jan Christoph Ebersbach referierte anhand von konkreten Beispielen über Möglichkeiten der Implementierung der Technologie in der Praxis.
Alle Teilnehmer zogen am Ende der Veranstaltung eine positive Bilanz.
Auf dem Weg zur Erreichung des gemeinsamen Ziels, ein für die spezifischen Anforderungen der Baumwollindustrie optimiertes Blockchain-Modul im Team mit kompetenten Partnern zu entwickeln, habe man den ersten wichtigen Schritt getan.
Bilder: © Ebersbach/Pust
oben: Leonard Pust, BitMoin, mit Teilnehmenden
unten:Jan Christoph Ebersbach, Chainstep, über
Wege zur Blockchain
Das Projekt ‚Blockchain für die GVO-Schlichtung bei Biobaumwolle‘wird durch den Europäischen Fond für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.