– International Cotton Conference Bremen 2022 –
In seinem Vortrag während der Internationalen Baumwolltagung Bremen 2022 sprach Thilo Fiedler darüber, durch den Einsatz von Technologie mehr Vertrauen in textilen Lieferketten zu schaffen. Fiedler ist Vice President Agriculture Global Services Line von Bureau Veritas, einem weltweit tätigen Unternehmen für Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungsdienstleistungen. Angesichts anstehender Gesetzgebungsvorhaben bekommt das Thema Traceability und das damit verbundene Vertrauen in die Aussagen von Akteuren in der Textillieferkette weiter Bedeutung.
Technologie und Kollaboration sind gefragt
In seinem Vortrag während der Session „A Wider View“ betonte Fiedler, dass es möglich sein sollte, alle in der gesamten Lieferkette gesammelten Daten zu überprüfen. Ziel muss es sein, die Herkunft von Rohstoffen und die Einhaltung von Vorschriften zu kontrollieren, da die Nachfrage nach Transparenz und Traceability steigt. Er ist überzeugt, dass die Akteure der Baumwolllieferkette bereit sein müssen, zusammenzuarbeiten, wenn sie Integrität und Verantwortlichkeit gewährleisten wollen. Dafür bedarf es einer Kombination aus Traceability-Technologie und Menschen vor Ort sowie einer klaren Kostenstruktur durch die Lieferkette hindurch. Ein rückverfolgbares Netzwerk ermöglicht es allen Beteiligten, jedes Segment der Lieferkette mit überprüfbaren Daten einzusehen.
Keine Komplettlösung vorhanden
Fiedler betonte, dass es derzeit keine verfügbare technologische Komplettlösung für Rohstoffe auf dem Markt gibt. Es gebe zwar Initiativen, meist kleinere Ansätze, die die Tier-1-Lieferanten und vielleicht Tier-2-Lieferanten betreffen. Aber insgesamt sei kein einheitliches Netzwerk vorhanden, das eine vollständige Transparenz der Lieferkette ermöglicht. Eine der größten Herausforderungen für die Lieferkette bestehe darin, Versprechungen einzuhalten und das Vertrauen wiederherzustellen. Es gibt viele Beispiele für falsche oder irreführende Aussagen in der Wertschöpfungskette der Modebranche, wo Einzelhändler, Marken und Händler Behauptungen aufstellen, die nicht überprüft werden können. Fiedler meint, dass eine solide Rückverfolgbarkeit der Lieferkette allen Beteiligten zugutekommen könnte. Er zitierte dazu eine Statistik, nach der 83 Prozent der Marken und Hersteller sagen, dass die Traceability ihrer Produkte sehr oder äußerst wichtig ist, um auf dem Markt wettbewerbsfähig zu bleiben.
Fünf wichtige Bewertungsparameter
Unter der Voraussetzung, die Lieferkette abbilden zu können, gibt es fünf wichtige Bewertungsparameter für die Rückverfolgbarkeit: Qualitätssicherung, Herkunftssicherung, Umwelt-, Sozialgesichtspunkte, sowie die Unternehmensführung. Mit der neuen Gesetzgebung wird die Sicherung der Herkunft zum Schlüsselfaktor unter diesen Parametern. Ziel ist es, eine vollständige Traceability für jeden im Einzelhandel verkauften Artikel zu erreichen. Um dieses Ziel zu erreichen, nannte Fiedler vier wesentliche Erfolgsfaktoren für die Umsetzung: Es muss technisches Fachwissen für die Erfassung und Speicherung von Daten vorhanden sein, Rückverfolgbarkeitsexpertise für das Verständnis der Lieferkette, benutzerfreundliche Werkzeuge für die Datenerfassung und -analyse mit einfacher Sichtbarkeit, und das System muss global sein, um alle Elemente der Lieferkette zu umfassen. Alle Daten müssen überprüfbar sein, um Vertrauen beim Endkunden zu schaffen.
Traceability-Präsentation von Thilo Fiedler auf der Website der Bremer Baumwollbörse
Tagungsteilnehmer können sich den Mitschnitt der Session auch online ansehen: Login mit talque
Informationen zur nächsten International Cotton Conference 2024