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14. März 2023 / Rückverfolgbarkeit: Verknüpfung der textilen Kette

Initiativen zu den Themen Rückverfolgbarkeit und Transparenz gewinnen in der gesamten Baumwollwertschöpfungskette sowie der Textilindustrie an Bedeutung. Während der International Cotton Conference Bremen 2022 stellten ausgewählte Referenten ihre Projekte mit unterschiedlichen Perspektiven vor.

Rückverfolgbare usbekische Baumwolle

Rinat Gulyaev, Direktor, Cotton Science-Innovation Center, Usbekistan, sprach über die Entwicklung eines elektronischen Rückverfolgbarkeitssystems für Baumwollprodukte in der usbekischen Baumwolllieferkette. Gulyaev erklärte, dass Usbekistan inzwischen 100 Prozent der angebauten Baumwolle im eigenen Land verarbeitet und 45 Prozent des Garns in Usbekistan hergestellt wird. Der Wert der Textilexporte belief sich 2021 auf 3,1 Mrd. US-Dollar (USD), und das Land strebt an, die Produktion von Textilien, Strickwaren und Bekleidung bis 2025 auf 15 Mrd. USD zu steigern.

Laut Gulyaev sind Transparenz und Rückverfolgbarkeit wichtige Maßnahmen zur Steigerung der Ausfuhren in die Europäische Union und die Vereinigten Staaten. Es fehlen jedoch Daten auf Ebene der landwirtschaftlichen Betriebe über die Baumwollproduktion und die Entkörnung sowie Daten der Textilfabriken über die Produktion von Rohstoffen. Er sagte, dass es mit dauerhaften Ballenidentifizierungsetiketten mit Barcode oder RFID-Technologie möglich wäre, Daten auf Betriebsebene für die in Usbekistan produzierte Baumwolle bereitzustellen.

Deshalb hat Usbekistan in der Region Buchara ein Projekt gestartet, an dem fast 68.000 Landwirte beteiligt sind, die 226.000 Hektar verschiedener Kulturen, darunter 98.000 Hektar Baumwolle bewirtschaften. Ziel ist es, ein spezielles Datenerfassungssystem zu entwickeln, das in internationale Rückverfolgbarkeitssysteme integriert werden kann. So sollen Verbraucher von Fertigprodukten über die gesamte Produktionskette informiert werden, einschließlich Herkunft, Zusammensetzung, Qualität und Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards. Eine landesweite Einführung ist in ein bis zwei Jahren geplant.

Vortrag von Rinat Gulyaev auf der Website der Bremer Baumwollbörse (pdf)

US-Baumwolle mit Mehrwert

Mariam Paris, Head of Americas CE & Mkt, Veg Seeds, Bayer Crop Science, München, Deutschland, sprach über die Fiber Quality Initiative von Deltapine. Dabei handelt es sich um ein Pilotprojekt, das Rückverfolgbarkeit und Nachhaltigkeit bei den in den USA angebauten Deltapine™- oder Deltapine Select™-Baumwollsorten demonstrieren soll. Ein Ausgangspunkt des Projektes ist die zunehmende Bedeutung der Faserherkunft und ein größeres Interesse an der heimischen Produktion. Daher entwickelte Deltapine eine Partnerschaftsstrategie, um Einzelhändler und Verbraucher über die Vorzüge von Baumwolle aufzuklären, die Herausforderungen der Textilindustrie in Bezug auf Nachhaltigkeit, Rückverfolgbarkeit und Qualität anzugehen und den Deltapine-Erzeugern finanzielle Vorteile zu bieten, wenn sie zur Lösung dieser Herausforderungen beitragen.

Das Pilotprogramm der Faserqualitätsinitiative mit medizinischer Berufsbekleidung aus 100 Prozent in den USA angebauter Deltapine-Baumwolle wurde im Jahr 2020 gestartet. Die Kleidung wurde mit einer antimikrobiellen Technologie, PROTX2 AV, behandelt. Jeder Aspekt des Projekts, von der Saatgutzüchtung bis zum Zuschnitt und Nähen, wurde in den Vereinigten Staaten durchgeführt. Die Teilnehmer wurden beim United States Cotton Trust Protocol registriert, um die Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten. Im August 2021 wurden an das Personal von 15 Krankenhäusern OP-Sets gespendet, und es wurde begonnen, diese Angebote mit privaten Anbietern von medizinischer Ausrüstung zu kommerzialisieren.

 

DLT für die Textilindustrie

Gesine Köppe, Projektleiterin, ITA Academy GmbH, Aachen, Deutschland, sprach über Distributed Ledger Technologien (DLT) in textilen Wertschöpfungsketten. Die komplexe Infra­struktur und die vielen einzelnen Akteure stellen eine Herausforderung für Transparenz und Rückverfolgbarkeit in der Wertschöpfungskette dar.

Laut Köppe handelt es sich bei DLT um eine dezentrale Datenbank, die es den Teilnehmern eines Netzwerks ermöglicht, Datenbankinformation (Ledger) gemeinsam zu nutzen und Lese- und Schreibzugriff zu erhalten. Blockchain ist eine bekannte Umsetzung dieser Technologie. Transaktionen werden validiert und Ledger-Kopien werden gespeichert. Eine Blockchain hat eine redundante Struktur und gewährleistet Unveränderlichkeit und Fälschungssicherheit. Die textile Wertschöpfungskette kann von der Nutzung der DLT profitieren.

Die TexCHAINge Task Force on Digital Supply Chain Management hat das Ziel, deutsche Textil- und Bekleidungsunternehmen in die Lage zu versetzen, die Herausforderungen des Strukturwandels durch die Digitalisierung im Supply Chain Management zu meistern. Zu den Teilnehmern gehören die evan GmbH, Ernstings Family GmbH, KiK Textilen und Non-Food GmbH, ITA Academy GmbH, Bremer Baumwollbörse, Peek&Cloppenburg und consider it.

Präsentation von Gesine Köppe auf der Website der Bremer Baumwollbörse

 

Alle Präsentationen der Tagung finden Sie hier: VORTRÄGE INTERNATIONAL COTTON CONFERENCE BREMEN

Teilnehmer der Tagung können die Aufzeichnung der Vorträge weiterhin mit ihrem Zugang auf der Online-Plattform abrufen

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