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8. Juli 2024 / Marketing von Baumwolle: Herausforderungen und Chancen

Mark Messura, Cotton Incorporated

– International Cotton Conference Bremen –

Alle Erzeuger weltweit haben ein gemeinsames Interesse an der Nachfrage auf Produktebene. Etwa 80 Prozent der gesamten Baumwolle wird für Bekleidung verwendet, 10-15 Prozent für Heimtextilien und der Rest für nicht gewebte oder technische Anwendungen. In seinem Vortrag auf der Internationalen Baumwolltagung in Bremen im März 2024 legte Mark Messura, Senior Vice President in der Global Supply Chain Marketing Division von Cotton Incorprated den Schwerpunkt auf die Nachfrageseite der Baumwolle.

Zentral ist die Frage, wie die Vermarktung der Naturfaser gefördert werden kann, damit sie in bestimmten Produkten zum Einsatz kommt. Dazu stellte er auch einige Lösungen vor, die von Cotton Inc. entwickelt wurden – einer Forschungseinrichtung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Nachfrage nach Baumwolle zu fördern.

Das Marketing-Dreieck

Laut Messura sind Marken und Einzelhändler mit einem sogenannten Marketingdreieck konfrontiert: Es besteht aus den Seiten Marketing, Technologie und Wirtschaft. Baumwolle muss in mindestens einem der Bereiche einen Wettbewerbsvorteil haben. Im wirtschaftlichen Bereich hat Baumwolle derzeit einen starken Nachteil gegenüber Polyester. Im Marketing kann Baumwolle aufgrund von Verbraucherpräferenzen oder gesundheitlichen Vorzügen einen Vorteil nutzen. Technische Anwendungen können die Einsatzmöglichkeiten von Baumwolle erweitern und die technischen Leistungsmerkmale von Baumwolle verbessern. Funktionen wie Wasserabweisung, Feuchtigkeitsmanagement, verbesserte Haltbarkeit, Knitterfestigkeit und Dehnbarkeit werden durch die Forschung von Cotton Incorporated und Partnerforschungseinrichtungen entwickelt.

Zusätzlich stellen Marken und Einzelhändler immer häufiger die Frage, ob eine Faser akzeptabel und nachhaltig ist. Kreislaufwirtschaft, Recycling und biologische Abbaubarkeit sind Faktoren, die Unternehmen in Betracht ziehen, noch bevor Marketing, Wirtschaftlichkeit oder technische Leistung eine Rolle spielen.

Auch in diesem Zusammenhang kann Technologie unterstützen. Nachhaltigkeit wird von Verbrauchern immer mehr als Langlebigkeit definiert. Tough CottonTM ist eine neue Technologie, die die Abriebfestigkeit durch ein duales Verfahren erhöht. Eine weitere neue Technologie ist RESTech CottonTM, eine langlebige und nachhaltige Gewebe-Technologie, die Nachteile der Baumwolle gegenüber Konkurrenzfasern wie Viskose oder Polyester ausgleichen kann. RESTechTM-Baumwolle trocknet 50 Prozent schneller als Viskose, ist temperaturregulierend und 40 Prozent weicher als herkömmliche Baumwolle, wodurch sich für Baumwolle neue Absatzmöglichkeiten ergeben.

Nachhaltige Baumwolle in der Kreislaufwirtschaft

Etwa fünf Prozent der Baumwolle wird in Vliesstoffprodukten verwendet, darunter Windeln, Einwegtücher und Damenhygieneprodukte. Cotton Incorporated arbeitet mit Unternehmen zusammen, um Kunststoffkomponenten in Windeln, Hygiene- und Gesundheitsprodukten, einschließlich fester Komponenten, durch biologisch abbaubare Baumwolle zu ersetzen.

In diesem Zusammenhang spielt das Nachhaltigkeitskonzept Kreislaufwirtschaft eine wichtige Rolle. Als landwirtschaftliches Produkt entstammt Baumwolle der Erde und Baumwollprodukte können in die Erde zurückgeführt werden – die beste Definition von „Kreislaufwirtschaft“.

Da die natürliche Faserqualität durch das mechanische Recycling von Baumwollfasern beeinträchtigt wird, müssen neue Verwendungsmöglichkeiten für recycelte Baumwolle gefunden werden. Baumwolle kann beispielsweise biologisch abgebaut zu einem Bodenverbesserer werden. Untersuchungen zur Kompostierung von Baumwolle haben ergeben, dass eine Blue Jeans nach drei Monaten vollständig abgebaut ist, mit Ausnahme des Polyesterfutters und der Taschen. Selbst nach fünf Monaten waren die in Mischgeweben verwendeten Kunstfasern noch nicht biologisch abgebaut.

In Anbetracht der vielen Verwendungsmöglichkeiten von Baumwolle gibt es ein höheres Verbrauchspotential für die Verarbeitung. Allerdings kursiert eine enorme Menge an Fehlinformationen über Baumwolle. Die Arbeit des SEEP-Gremiums des ICAC dazu ist sehr wichtig. Einzelhändler und Marken sind weder Landwirte noch Baumwollexperten, sie müssen mit den Fakten über Baumwolle vertraut gemacht werden. Auf dem Weltmarkt ist Platz für ökologische, konventionelle, gentechnisch veränderte und gentechnikfreie Baumwollsorten.

Rückverfolgbarkeit ist ein weiterer Schlüsselbegriff in Nachhaltigkeitsdiskussionen. Auch für Polyester muss derselbe Rückverfolgbarkeitsstandard gelten wie für Baumwolle. Aus welcher Fabrik stammt das Polyester in einem Produkt? Wenn es wichtig ist, zu wissen, auf welcher Farm die Baumwolle angebaut wurde, ist es ebenso wichtig zu wissen, aus welcher Ölquelle das Polyester stammt.

Den Vortrag von Mark Messura finden Sie auf unserer Website: https://baumwollboerse.de/kompetenzen/international-cotton-conference/vortraege/

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