Ein Team von Wissenschaftlern der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO), Australien, entwickelt derzeit Baumwolle mit Eigenschaften, die auch von synthetischen Fasern bekannt sind. Dies sind z.B. Elastizität, Knitterfreiheit und sogar Wasserundurchlässigkeit. Dabei bleibt die natürliche Haptik der Faser erhalten. Bügelfreiheit entsteht z.B. nicht durch Oberflächenbehandlung mit Hilfe von Chemie, sondern ist das Ergebnis neuer natürlicher Fasereigenschaften.
“Wir untersuchen die Struktur der Baumwollzellwände und machen uns die neuesten Werkzeuge der synthetischen Biologie zunutze, um die nächste Generation Baumwollfasern zu entwickeln“, berichtet Dr. Madeline Mitchell, Wissenschaftlerin bei CSIRO. „Wir haben sehr viele unterschiedliche Baumwollpflanzen angebaut, einige weisen extrem lange und feine Fasern auf, andere, denen wir den Spitznamen ‚Shaun, das Schaf‘ gegeben haben, verfügen über kurze, wollige Fasern.“ Baumwolle ist eine natürliche, nachwachsende Faser, im Gegensatz zu synthetischen Fasern, die mithilfe der Petrochemie erzeugt werden. Bei jeder Wäsche von Kleidung aus synthetischen Materialien, z.B. Polyester oder Nylon, werden tausende kleiner Mikrofasern freigesetzt, die dann in unsere Gewässer gelangen. Sie sind nicht abbaubar und können sich in unserer Nahrungskette ansammeln. Auch bei der Wäsche von Baumwolle gelangen Fasern ins Wasser, doch sind diese biologisch abbaubar. Sie lösen sich in der Umwelt nach wenigen Monaten auf natürlichem Wege auf.
Seit mehr als 30 Jahren verbessern CSIRO und seine Partner Cotton Seed Distributors (CSD) mithilfe von Gentechnik die Baumwollsaatzüchtungen. Dank ihrer Weiterentwicklungen konnte der Insektizideinsatz im Baumwollanbau um 85 Prozent und die Verwendung von Unkrautvernichtungsmitteln um 60 Prozent reduziert werden. Außerdem ist die australische Baumwolle hinsichtlich des Wasserverbrauchs die effizienteste Baumwolle der Welt, so Dr. Mitchell: „Australien produziert drei Mal mehr Baumwolle pro Wassertropfen als jedes andere Land der Erde“, sagt die Wissenschaftlerin. „Wenn es uns gelingt, die nächste Generation Baumwolle zu entwickeln, können wir der synthetischen Chemieindustrie einen großen Marktanteil abringen. Das wäre nicht nur ein Gewinn für Australiens 2,5-Milliarden-Dollar-Industrie, sondern auch für die Umwelt“, so Peter Graham, geschäftsführender Direktor CSD. Die Forschungen an der nächsten Baumwollgeneration sind Teil von CSIROs wissenschaftlichem Zukunftsprogramm im Bereich der synthetischen Biologie.
Weitere Informationen von CSIRO.