Am 13. Januar fand die Jahresversammlung der Discover Natural Fibres Initiative (DNFI) statt. Dr. Maryam Naebe, Senior Research Fellow, Deakin University, Institute for Frontier Materials (IFM), Australien, wurde als Gewinnerin des DNFI ‚Innovation in Natural Fibres Award‘ 2021 ausgezeichnet. Sie und ihr Team entwickelten ein spezielles, leichtes, nicht gewebtes Isoliermaterial aus wiederwendeten und neuen Schurwollfasern. Das neue Material erfüllt die Anforderungen an die Schall- und Wärmeabsorption für spezielle Anwendungen in der Automobilindustrie.
Die Vorsitzende Elke Hortmeyer, Bremer Baumwollbörse, gratulierte Dr. Naebe zu ihrer Forschungsleistung und zum Gewinn des DNFI Award 2021. Die Nominierung von Dr. Naebe wurde aufgrund der Qualität der Forschung sowie der außergewöhnlichen Möglichkeiten für die kommerzielle Anwendung und die dadurch erweiterte Nachfrage nach Wolle für die Auszeichnung ausgewählt.
Initiative ‘Make the Label Count’
Während des Treffens wurde auch die ‚Make the Label Count‘-Initiative vorgestellt (siehe auch Bremen Cotton Report 43-44/2021). Die „Make the Label Count“-Kampagne ist ein Versuch, die Europäische Kommission und die Mitglieder des Europäischen Parlaments auf die Mängel des Higg Materials Sustainability Index (Higg MSI) und die Notwendigkeit einer ganzheitlicheren Bewertung der ökologischen und sozialen Auswirkungen der Faserproduktion aufmerksam zu machen. Die Europäische Kommission arbeitet derzeit an einem Vorschlag, der vorsieht, dass alle in der EU verkauften Textilprodukte einen ökologischen Fußabdruck (Product Environmental Footprint, PEF) aufweisen müssen. Die PEF-Kennzeichnungen für Fasern würden unter anderem auf dem Higg MSI basieren, der stark zugunsten von Polyester und anderen synthetischen Stoffen ausfällt. >Weitere Informationen unter:www.makethelabelcount.org
Angebot und Verwendung von Naturfasern
Während des Treffens berichteten Vertreter verschiedener Naturfaserorganisationen und -unternehmen sowie der FAO über aktuelle Daten aus ihrem Bereich. Die weltweite Produktion von Naturfasern sank von 33,6 Millionen Tonnen im Jahr 2019 auf 31,4 Millionen Tonnen im Jahr 2020. Ein Teil des Rückgangs ist auf die durch Covid-19 verursachten Störungen der Weltwirtschaft zurückzuführen, der größere Faktor für den Produktionsrückgang waren jedoch schlechte Wetterbedingungen. Vorläufige Daten deuten darauf hin, dass sich die Naturfasererzeugung im Jahr 2021 vollständig erholt. Angesichts des derzeitigen überdurchschnittlichen Preisniveaus vieler Fasern könnte die Naturfaserproduktion im Jahr 2022 das Niveau von 35 Millionen Tonnen übertreffen. Diese Daten wurden von Terry Townsend vorgestellt.
Jute, Abaca, Kokos, Kenaf und Sisal
El Mamoun Amrouk von der Welternährungsorganisation FAO berichtete, dass die weltweite Produktion von Jute-, Abaca-, Kokos-, Kenaf- und Sisalfasern (JACKS) in den letzten zehn Jahren leicht angestiegen ist, von 4,8 Millionen Tonnen im Jahr 2010 auf 5,1 Millionen Tonnen im Jahr 2019. Aufgrund der besonders ungünstigen Bedingungen in Bangladesch und Indien, ausgelöst durch den Zyklon Amphan und die Auswirkungen der Covid-19-Krise, ist die Produktion von Jute-, Kenaf- und verwandten Fasern 2020 stark zurückgegangen. Die Erzeugung erholt sich jedoch und die Statistiken dürften einen positiven Trend für die Gesamtproduktion von JACKS-Fasern im Jahr 2021 zeigen.
Nach Angaben von Thomas Bressler, Wilhelm G. Clasen (WGC), stieg die Juteproduktion in Bangladesch 2021 wieder auf 1,5 Millionen Tonnen. Die Preise blieben 2021 hoch, da die Industrie ihre Lagerbestände wieder auffüllte und kleine und mittlere Jutespinnereien ihre Produktion drosseln mussten.
Die Sisalausfuhren aus Kenia, Tansania und Brasilien lagen 2021 um 10 bis 30 Prozent höher als 2020, berichtete Oliver Reimer-Wollenweber, Wilhelm G. Clasen (WGC). Etwa zwei Drittel der brasilianischen Sisalausfuhren und 40 bis 50 Prozent der Ausfuhren aus Tansania entfallen auf chinesische Einfuhren, während die Ausfuhren aus Kenia überwiegend nach Westafrika und in den Nahen Osten zur Verwendung als Baumaterial gehen.
Baumwolle und Wolle
Der Cotlook A-Index stieg 2020/21 deutlich an und wird nach Aussage von Matthew Looney, International Cotton Advisory Committee, 2021/22 sein höchstes Niveau seit über 10 Jahren erreichen. Der weltweite Baumwollverbrauch dürfte in der Saison 2021/22 bei 25,63 Millionen Tonnen und die Produktion bei 26,23 Millionen Tonnen liegen.
Dalena White, IWTO, berichtete, dass die Zahl der Schafe, die in erster Linie zur Wollerzeugung gehalten werden, sich auf etwa 1,2 Milliarden erholt hat. Weitere Schafe werden in erster Linie zur Fleischgewinnung gehalten. Die weltweite Wollproduktion ist rückläufig, und die Erzeugung befindet sich derzeit auf dem niedrigsten Stand seit mindestens 60 Jahren. Die Wollpreise sind 2018 auf ein Rekordniveau gestiegen. Allerdings sind seit dem Beginn der Covid-Pandemie die Preise extrem volatil, was zu einem Chaos in der Wollpipeline geführt hat. Der Anteil der Wolle am globalen Textilfasermarkt liegt weiterhin bei etwa einem Prozent.
Fique-Fasern und Alpaka
Fique wurde nach Angaben von Cristian Sieger, Compañia de Empaques, in Kolumbien auf 21.000 Hektar angebaut, was zu einer Produktion von etwa 25.000 Tonnen Langfasern führt. Auch in Equador werden jährlich etwa 2.500 Tonnen produziert. Die Langfasern von Fique werden in Kolumbien hauptsächlich für die Herstellung von Kaffeesäcken verwendet. Kurze Fasern und Werg werden für technische Textilien, Bagasse und Saft verwendet.
Die peruanischen Ausfuhren von Alpaka-Strickwaren hatten laut Jaanus Vosu im Jahr 2020 einen Wert von 11 Millionen Dollar, die Ausfuhren von Fasern einen Wert von 38 Millionen Dollar. Nahezu die Hälfte der Faserausfuhren aus Peru geht nach China, der Rest nach Italien.
DNFI-Organisation
Elke Hortmeyer, Bremer Baumwollbörse, und Dalena White, International Wool Trade Organisation (IWTO), wurden einstimmig als Vorsitzende und stellvertretende Vorsitzende der DNFI für die nächste Amtsperiode bestätigt. Die 14. Jahresversammlung der DNFI wird im Juni anlässlich der Heimtextil in Frankfurt stattfinden.